In den letzten Wochen und Monaten waren im Ortsteil Hennickendorf rund um die Gummiwiese und dem Gebiet zwischen Stienitzsee und Torfhaus diverse Baumfällarbeiten zu beobachten. Die Entnahme der Bäume sind Teil des Projektes zur Wiederherstellung artenreicher Feuchtwiesen im Naturschutzgebiet (NSG) Herrensee, Langen-Damm-Wiesen und Barnimhänge, Bereich der Stienitzseewiesen „Gummiwiesen“ des NABU.
Hierzu informiert der NABU (im Anhang als komplette pdf-Datei mit Bildern):
"Zur Wiederherstellung von basiphilen Pfeifengraswiesen und Wiesen der kalkreichen Niedermoore mit einem hohen Anteil an hochgefährdeten Pflanzen- und Tierarten wird hier ein Teil der in den letzten Jahrzehnten aufgewachsenen Bäume entnommen. Hierdurch sind keine Arten mit Gefährdungsstatus beeinträchtigt. Anschließend werden durch Mahd und Beweidung die ehemals vorhandenen Wiesen wieder entwickelt.
Basiphile Pfeifengraswiesen und die Wiesen der kalkreichen Niedermoore sind nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU europaweit geschützt, und Brandenburg ist in der Pflicht, diese zu erhalten.
Moore speichern CO2 dauerhaft, solange der Torf (entstanden überwiegend aus abgestorbenen Teilen von Moosen und Seggen) unter Wasserabschluss liegt. Der Torf im Moor wächst jährlich um 1 bis 2 mm. Die Lange-Damm-Wiesen sind das quellwasserreichste Moor in Brandenburg, und wir haben hier teilweise über 7 m Torfmächtigkeit.
Von Bäumen können lediglich die unter Wasser liegenden Teile im Idealfall vertorfen. Alle oberirdischen Teile werden irgendwann wieder zersetzt oder z.B. verbrannt und können somit langfristig keinen Kohlenstoff speichern. Zudem wirken Bäume im Moor torfzehrend, weshalb die Klimabilanz dort negativ ist.
Moorwiesen können außerdem mehr Wasser in der Landschaft speichern und so als Puffer für trockene Zeiten wirken. Die Transpiration von Moosen und Seggen ist ungleich geringer als bei Bäumen. Durch die Wiesenregeneration werden gleichzeitig Abflussrinnen eingeebnet und somit zusätzlich Wasser zurückgehalten.
Der NABU hat gemeinsam mit dem Landesamt für Umwelt und dem NaturSchutzFonds Brandenburg in den letzten Jahren eine Reihe von weiteren Maßnahmen zum Wasserrückhalt in diesem Naturschutzgebiet realisiert. Dazu gehören insbesondere die Verfüllung von Gräben und der Bau von Sohlgleiten im Stranggraben.
Eine zusätzliche Unterstützung haben wir durch den Biber, der in zentralen Bereichen der Lange-Damm-Wiesen mit seinen Aktivitäten Wasser zurückhält, und auf den Flächen des NABU frei agieren darf.
Rückfragen zum Projekt und weiteren Fragen zum Naturschutzgebiet können gerne an info@Lange-Damm-Wiesen.de
info(at)Lange-Damm-Wiesen.de
gestellt werden.
Moorwiesen beherbergen auch in den Lange-Damm-Wiesen viele gefährdete Moorarten, von denen einige hier ihr letztes Brandenburger Vorkommen haben, oder nur in sehr wenig anderen NSG vorkommen. Diese Arten haben sehr spezielle Anpassungen, um mit den feuchten und nährstoffarmen Bedingungen auszukommen. Das Läusekraut lässt sich als Halbschmarotzer von Gräsern mit Nährstoffen versorgen. Fettkraut deckt seinen Bedarf teilweise durch das Fangen kleiner Insekten.
Im NSG Herrensee, Lange-Damm-Wiesen und Barnimhänge kommen noch 11 von ehemals 13 Orchideenarten vor, 6 davon auf den Wiesen am Großen Stienitzsee. Alle heimischen Orchideen stellen hohe Ansprüche an ihren Lebensraum und sind zudem stark von ihren Wurzelpilzen abhängig. Dies ist eine Anpassung, um mit den nährstoffarmen Bedingungen im Moor auszukommen. Sie können daher auch nicht erfolgreich umgepflanzt werden."