#StolenMemory: Ausstellung über persönliche Gegenstände von KZ-Häftlingen in Rüdersdorf bei Berlin

Gemeinsame Pressemitteilung des Arolson Archives und der Gemeinde Rüdersdorf bei Berlin

Die Arolsen Archives eröffnen am 01. Juli 2021, 13 Uhr in Rüdersdorf bei Berlin die Open-Air Wanderausstellung #StolenMemory. Im Mittelpunkt stehen der letzte Besitz von KZ-Inhaftierten und die Frage, wie es heute noch gelingt, diese sogenannten Effekten an Familien der Opfer zurückzugeben.

Zu sehen ist die Ausstellung in einem aufklappbaren Übersee-Container im Ortsteil Hennickendorf, Ringstraße.

„Effekten“ sind persönliche Gegenstände, die Häftlinge bei ihrer Ankunft in den Konzentrationslagern von den Nationalsozialisten abgenommen wurden. Oft waren es Eheringe, Uhren, Füller oder Brieftaschen mit Fotos. #StolenMemory ist eine Kampagne der Arolsen Archives zur Rückgabe dieser persönlichen Gegenstände an die Angehörigen. Über 500 Familien konnten seit dem Start der Kampagne 2016 bereits gefunden werden. Die Ausstellung zeigt Bilder solcher „Effekten“ und erzählt vom Schicksal von zehn NS-Verfolgten.  

Das Ziel der Ausstellung: Aufmerksamkeit und Unterstützung
Unter der Überschrift „Gefunden“ lenkt die Ausstellung den Blick auf persönliche Gegenstände, die bereits zurückgegeben werden konnten. Sie berichtet vom Verfolgungsweg der einstigen Besitzer*innen und den Rückgaben an die ihre Familien heute. Mit dem Smartphone können die Besucher*innen über eine App Videoportraits aufrufen, in denen die Angehörigen selbst zu Wort kommen.
Unter der Überschrift „Gesucht“ werden „Effekten“ gezeigt, die noch auf ihre Rückgabe warten. Eine wichtige Botschaft ist deshalb auch: Jede*r kann die Arolsen Archives bei der Rückgabe der Effekten unterstützen und sich selbst auf Spurensuche nach den Verfolgten und ihrer Familien begeben. Denn noch immer bewahrt das Archiv gestohlene Erinnerungsstücke von knapp 2.500 Personen aus ganz Europa auf.

Der emotionale Wert der Effekten
„Viele Opfer der Nationalsozialisten hinterließen keine materiellen Spuren für ihre Familien, weil die Nationalsozialisten ihnen alles nahmen,“ so Floriane Azoulay, Direktorin der Arolsen Archives. Die Rückgabe der Effekten sei für die Angehörigen deshalb oft sehr unerwartet: „Einige von ihnen wissen nichts oder nur wenig über diesen Teil der Lebensgeschichte ihrer Großeltern, Eltern, Onkel und Tanten“. Umso wichtiger sei es, dass die Gegenstände in die Familien zurückkehrten.

Ausstellung findet ihre Fortsetzung in Rüdersdorf bei Berlin
„Es ist mir eine Ehre die Ausstellung in unserer Gemeinde beherbergen zu dürfen. Oftmals sind es die kleinen, persönlichen Dinge, die uns helfen, sich zu erinnern. Das Terrorregime der Nationalsozialisten nahm den Menschen nicht nur ihre Würde, sondern versuchte auch, die Erinnerungen an sie zu vernichten. Genau an dieser Stelle setzt die Arbeit der Arolsen Archives an, den Angehörigen die persönlichen Gegenstände ihrer Verwandten zurückzugeben,“ erklärt Bürgermeisterin Sabine Löser. „Ich wünsche mir, dass vielen Menschen sich in den kommenden 14 Tagen die Ausstellung ansehen, innehalten und unterstützen. Ich bin darüber hinaus erfreut, dass der mobile Ausstellungscontainer aus dem Rüdersdorfer Ortsteil Herzfelde stammt und von der dortigen Containermanufaktur entwickelt und gebaut wurde. Es scheint mir ein innovatives und tragfähiges Konzept, Ausstellungen zu den Menschen zu bringen und nicht umgekehrt.“

Ausstellung und Website
Seit August 2020 reist die #StolenMemory-Ausstellung durch Deutschland. Das Projekt konnte von den Arolsen Archives dank der Fördermaßnahme „Kultur in ländlichen Räumen“ (Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) umgesetzt werden. Aufgrund der großen Nachfrage gibt es seit 2021 einen zweiten Container, der nun auch größere Städte ansteuert.
Begleitend zur Ausstellung bietet die Website stolenmemory.org interessante Einblicke: Kurze, animierte Filme mit ergänzenden Webstories erzählen von individuellen Schicksalen. Diese Materialien wurden speziell für Jugendliche entwickelt und im Juni 2021 mit dem Grimme Online Award in der Kategorie „Wissen und Bildung“ ausgezeichnet.  Auf der Website steht zudem umfangreiches pädagogisches Material zum kostenlosen Download zur Verfügung, das von Schulen und Bildungseinrichtungen auf allen Stationen der Wanderausstellung genutzt werden kann.

Wo: 15378 Rüdersdorf bei Berlin - OT Hennickendorf, Ringstraße (Festplatz)
Wann:  1.-14. Juli 2021
Öffnungszeiten:     täglich, 10 – 20 Uhr

Link zur Website #StolenMemory: https://stolenmemory.org/

Pressefotos hier.

Pressekontakt Arolsen Archives:
Anke Münster

Anke.Muenster(at)arolsen-archives.org


05 691 629-182

Pressekontakt Gemeinde Rüdersdorf bei Berlin:
Alexander Reetz

alexander.reetz(at)ruedersdorf.de


033638 95-302

Über die Arolsen Archives
Die Arolsen Archives sind ein internationales Zentrum über NS-Verfolgung mit dem weltweit umfassendsten Archiv zu den Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus. Die Sammlung mit Hinweisen zu rund 17,5 Millionen Menschen gehört zum UNESCO-Weltdokumentenerbe. Seit 2016 veröffentlicht die Institution online eine Vielzahl an Originaldokumenten zu den verschiedenen Opfer¬gruppen des NS-Regimes aus Konzentrationslagern und ist eine wichtige Wissensquelle für die heutige Gesellschaft. Mittlerweile stehen mehr als 27 Millionen Schriftstücke - Deportationslisten, Inhaftierungsdokumente, Registrierungen von Vermissten und viele weitere.

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